Good Omens
Amazon Prime Video
Eine Staffel, sechs Folgen (30 Minuten)
Apokalypse, Humor, Schräg
“Die Erde ist angeblich 4,5 Milliarden Jahre alt. Diese Daten sind inkorrekt. Mittelalterliche Gelehrte haben die Schöpfung auf 3760 vor Christus festgelegt - auch das stimmt nicht. Ein Mitarbeiter des Erzbischofs James Ussher verkündete, Himmel und Erde wären am Sonntag den 21. Oktober 4004 vor Christus um neun Uhr morgens erschaffen worden. Leider lag auch er daneben: fast eine viertel Stunde. Die Erschaffung der Welt fand um neun Uhr dreizehn statt.”
Wen die ersten Worte von Good Omens nicht catchen, der wird vermutlich kein großer Freund der Serie - alle Anderen dürfen sich auf drei Stunden beste Unterhaltung freuen. Schon 1990, bei Veröffentlichung des Romans, wurde die schräge Weltuntergangs-Komödie aus der Feder von Neil Gaiman (American Gods, Sandman) und Terry Pratchett (Autor der Scheibenwelt-Romane) zum Bestseller.
Jenseits von Gut und Böse
Im Zentrum der Handlung stehen zwei der wohl sympathischsten Hauptcharaktere seit langem: Engel Aziraphale (Michael Sheen) und Dämon Crowley (David Tennant). Nach Jahrhunderten und Jahrtausenden, die die beiden für ihre jeweiligen “Büros” auf der Erde verbringen, haben sie nicht nur das Leben auf der Erde lieb gewonnen: auch einander sind sie sich ans Herz gewachsen. Ungünstig ist da nur das bevorstehende Armageddon, das mit der Geburt des Antichristen eingeläutet wird - und noch ungünstiger ist es, dass sie den Antichristen über die Jahre etwas aus den Augen verloren haben.
So beginnt eine bunte Suche, erzählt aus diversen Perspektiven, die alle vor allem Eines gemeinsam haben: Eine ist schräger als die Andere. Zwischen religiöser Hommage, Buddy-Sitcom und mythologischem Drama wechselt die Serie mühelos zwischen Action, Witz und Philosophie - genau wie ihre Romanvorlage. Und sie bringt sogar noch einen Vorteil mit sich: den fantastischen Cast. Vor allem die spürbare Chemie zwischen Tennant und Sheen wird schnell zum Highlight und ergänzt sich wunderbar durch kleine Cameo-Auftritte von bekannten Namen wie Jon Hamm oder Benedict Cumberbatch.
Eine berührende Hintergrundgeschichte
Dabei ist die Entstehungsgeschichte der Serie eine sehr ergreifende: lange galt Good Omens als unverfilmbar. Erst in seinem Nachlass bat Terry Pratchett seinen Co-Autor Gaiman darum, den Roman zu verfilmen, nachdem er 2015 an einer neurodegenerativen Krankheit verstorben war. Eine Bitte, die Gaiman offenbar sehr ernst genommen hat: er ist nicht nur Autor des Drehbuchs, sondern auch Showrunner und ausführender Produzent der Serie. Das spürt man: als Fan des Buches wird man nicht enttäuscht. Die Serie bleibt nah an der Vorlage und schafft es, den gewitzten Charme der Handlung mühelos einzufangen.
Auch wenn die Produktion innerhalb des Good Omens Fandom ein großer Erfolg war und diverse Preise verzeichnen kann, scheint die Serie in Deutschland bisher etwas unter dem Radar geblieben zu sein. Was ihr verpasst, wenn ihr Good Omens noch keine Chance gegeben habt? Eine liebevolle, weltoffene und intelligente Komödie voller schrulliger Charaktere und schrägen Wendungen, die mit Sicherheit einige gute Abende verspricht.
Fazit: Absolute Binge-Empfehlung. Wenn das Ende der Welt so aussieht, kann man sich darauf freuen!
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Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)
Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.