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Philipp Bernstein
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Film [Action, Blockbuster, Zeitreise]

Tenet

Wecker mit Aufschrift "Tenet"

Netflix
Action, Blockbuster, Zeitreise

Inception, Interstellar, The Dark Knight... viele dieser Action-Knaller aus den letzten Jahrzehnte entstammen aus der Feder desselben Mannes. Sein Name ist Christopher Nolan. Er hat schon mehrmals bewiesen, dass er das Action-Genre der 2000er geprägt hat, wie kaum ein Anderer. Vielleicht ist es diese Erwartungshaltung, die Tenet zu seinem bisher kontroversesten Filmwerk gemacht hat. Denn: an der Geschichte des Films hängt ein ganzes Epos von Genre-Debatten, Regie-Entscheidungen und Corona-Dramen. 

Der König der coolen Ideen

Die meisten von Christopher Nolans Filmen basieren auf einer kreativen Idee, die zugleich Gimmick und Prämisse darstellt. In Inception geht es um Traumwelten und das Unterbewusstsein, in Interstellar um Zeitdehnung und Wurmlöcher. Auch Tenet folgt diesem Muster, indem der Film die Frage stellt, was passiert, wenn nicht nur Menschen, sondern auch Objekte durch die Zeit reisen können - und das parallel zum normalen Zeitstrom. Eine Art umgekehrte biologische Uhr sozusagen. Man merkt schon: es ist nicht leicht, diese Idee in wenigen Worten zu beschreiben. Und damit kämpft auch der Film merklich. Egal, wie viel Exposition Tenet uns gibt, das Fragezeichen im Kopf bleibt ständiger Begleiter der Handlung. Man wird das Gefühl nicht los, dass der Film schlauer sein will, als er tatsächlich ist - und das verdeutlicht er gerne, indem er dafür sorgt, dass die Zuschauer sich möglichst planlos fühlen. Da stellt man sich schon die Frage, ob es nicht die Aufgabe eines Films sein sollte, sein Publikum mitzunehmen, anstatt es zu verwirren?


Wer ist dabei?

Bisher ging es nur um die Handlung des Films, und das liegt vielleicht daran, dass diese seine Protagonisten hoffnungslos überschattet. Mit John David Washington in der Hauptrolle und Robert Pattinson und Elizabeth Debicki als Nebendarsteller kann Tenet eigentlich einen ansehnlichen Cast vorweisen. Schade, dass dieser sich nicht wirklich beweisen kann. In ellenlangen Erklärungs-Dialogen und unübersichtlichen Action-Sequenzen kommt kein richtiges Gefühl für die Charaktere und ihre Story auf. Vielleicht ist das aber auch gar nicht gewünscht - immerhin hat Christopher Nolan selbst gesagt, dass der Film vor allem der Frage nachgeht, ob ein Publikum innerhalb von 2,5 Stunden das Prinzip von Zeit-Umdrehung verstehen kann. So ungefähr fühlt sich das ganze aber auch ein: wie eine Unterrichtsstunde, in der alles unheimlich laut und unheimlich chaotisch ist. Viele schieben den fehlenden Erfolg des Films auf den extrem kurzen Release-Zeitraum mitten in der Corona-Pandemie 2020, aber der Film selbst weist definitiv auch so einige Schwächen auf, Pandemie hin oder her. 

Visuelle Effekte vom Feinsten

Eines muss man Tenet jedoch lassen: die visuellen Effekte und die langen Action-Sequenzen sind ein echter Augenschmaus. Man merkt, dass man hier die allerneuste Technik erleben darf - und dabei wird sich nicht ständig auf CGI verlassen, sondern viele Stunts und Effekte werden live und echt gedreht. Das spürt man an der wahnsinnig hohen Qualität der Bilder. Selbst, wenn man immer mal wieder die Orientierung im Chaos verliert, so sieht doch alles wenigstens sehr gut aus. Wer Nolan also für coole Effekte und Action schätzt, der wird in Tenet das bisherige Meisterwerk des Regisseurs finden. Wenn sein nächster Film diese Technik mit einer guten Story kombiniert, darf man sich freuen!

Fazit:  3/5 Zeitschleifen. Das Gerüst könnte nicht stylischer sein - leider fehlt es dem Streifen dafür an Herz und Tiefgang. 


Unsere Serien- und Film-Expertin

Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)

Hannah Schürkamp sitzt auf einem Sofa und schaut zur Seite
Foto: Sebastian Schütte

Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.

Über Anregungen und Kommentare freue ich mich!