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Stephan Kaiser
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Bielefelder Forscher fordern von neuer Bundesregierung mehr Geld für Gewaltforschung

Rassistische Hasstaten, Hetze im Netz, Gewalt gegen Randgruppen: Experten der Uni Bielefeld empfehlen der kommenden Bundesregierung, die Gewaltforschung zu stärken, um gegen diese Trends vorzugehen. Systematische Desinformation im Netz und gezielte Cyberangriffe destabilisieren unsere demokratische Gesellschaft. Das Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung hat einen Forderungskatalog aufgestellt, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Tenor: Die kommende Bundesregierung soll mehr Geld in die entsprechende Forschung stecken. So könnten auch Konfliktthemen wie Migration oder Klimawandel stärker beleuchtet werden.

 

Meldung des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Uni Bielefeld:

"Stellungnahme zu möglichen Maßnahmen der Bundesregierung zur Forschungsförderung

Seit 25 Jahren forscht das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) zu den Ursachen, Ausdrucksformen und Folgen von gesellschaftlichen Konflikten. Gesellschaftliche Transformationsprozesse und Schocks, wie wirtschaftliche Krisen, die Corona-Pandemie, Folgen des Klimawandels, zunehmende soziale und ökonomische Ungleichheiten sowie Fluchtmigration gehen häufig mit gesellschaftlichen Spannungen und Konflikten einher.

Institutionen und Verfahren der Konfliktbearbeitung, soweit es sie gibt, geraten vor diesem Hintergrund zunehmend unter Druck. In den letzten zwanzig Jahren haben vorurteilsbasierte und rassistische Hasstaten, Radikalisierungen in der Mitte der Gesellschaft und destruktive Konflikte an vielen Orten zugenommen. Befördert von sozialen Onlinenetzwerken haben sich neue antidemokratische und gewaltbereite Milieus und Bewegungen gebildet und verfestigt.

Aus dem digitalen Raum werden Strukturen und Institutionen unserer vielfältigen und demokratischen Gesellschaft durch systematische Desinformation oder gezielte Cyberangriffe destabilisiert. Täglich verzeichnen wir rassistische und menschenfeindliche Herabwürdigungen und Hasskriminalität, die unseres Erachtens nicht hinreichend erfasst und analysiert werden. Hass und Gewalt richten sich gegen vulnerable Gruppen ebenso wie zunehmend gegen ehrenamtliche und professionelle Fachkräfte wie Gesundheitspersonal, aber auch politisch Verantwortliche.

Diese Entwicklungen bedürfen einer nachhaltigen gesellschaftlichen wie wissenschaftlichen Auseinandersetzung sowie der Entwicklung wissenschaftlich fundierter, effektiver Präventionsmaßnahmen. Forschung kann einen Beitrag leisten, aber sie muss deutlich gestärkt werden.

Wir empfehlen der neuen Bundesregierung folgende Maßnahmen:

1. Langfristige Förderung der Forschung im Bereich Frieden, Konflikt und Gewalt Kurzfristig aufgelegte und an politischen Bedarfen ausgerichtete Forschungsförderung bindet übermäßig Ressourcen und schränkt den Fokus auf die Bedarfe der Grundlagenforschung ein. Es ist geraten, die Forschungsetats so zu erhöhen, dass eine zivilgesellschaftlich orientierte Forschung zu den gesellschaftlichen Herausforderungen unter Wahrung wissenschaftlicher Unabhängigkeit und Exzellenz ermöglicht wird. Wir brauchen ein Sonderförderprogramm zur Stärkung der interdisziplinären Konflikt- und Gewaltforschung.

2. Deutliche Erhöhung des Förderetats im Bereich der Geistes- und Gesellschaftswissenschaft im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Die Forschung muss mit mehr Mitteln für die Grundlagen- und angewandte Forschung im Bereich aktueller Konflikt- und Gewaltphänomene unterstützt werden. Es bedarf zusätzlicher Mittel um Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt, wie Institutionen und Verfahren 2 der Konfliktbearbeitung zu untersuchen. Die Förderformate müssen Wissenschaft unterstützen, schneller aktuelle Forschungen zu Konflikt- und Gewaltphänomenen zu ermöglichen.

3. Hub für systemische Resilienz mit Schwerpunkt Gewalt und Konflikte Krisenfelder, wie Pandemien, Cyberangriffe und Klimawandel erfordern eine hohe Anpassungsfähigkeit und Krisenfestigkeit verschiedener gesellschaftlicher Bereiche und Akteure. Wir schlagen die Einrichtung eines bundesweiten interdisziplinären Forschungsnetzwerkes für systemische Resilienz, das sich spezifisch mit Gewalt- und Konfliktphänomenen beschäftigt. Dazu gehört der Aufbau der Resilienz um gewaltentzündliche Konfliktthemen und Maßnahmen, etwa zur Bremse des Klimawandels, zur Herstellung ökonomischer Gerechtigkeit oder Migration.

4. Einrichtung einer bundesweiten Akademie für Gewaltanalyse und -prävention zur Stärkung der Zivilgesellschaft Wir brauchen einen gemeinsamen Ort des Austausches, der Planung von Transfer und Prävention von Gewalt. Eine Akademie kann im Sinne einer vernetzten und verbundenen Forschung die Phänomene gesellschaftlicher Spaltung analysieren, Präventionsmöglichkeiten und -ansätze entwickeln, etwa wie sie das kommunale Konfliktmanagement bietet, und Vorschläge zur Prävention und Intervention im Bereich der Gewalt auf der Grundlage von Forschungserkenntnissen und -evidenz entwickeln. Ebenso kann sie ein Ort für die Stärkung und Zertifizierung der Weiterbildung im Bereich von Konfliktmanagement, Rassismus- und Vorurteilsprävention sowie Gewaltprävention und -intervention sein.

5. Stärkung des Wissenstransfers- und der Wissenskommunikation Zivilgesellschaft muss die Möglichkeit erhalten, schneller an gesicherte Erkenntnisse der Grundlagenforschung zu kommen. Es ist geraten, Prioritäten zu setzen, Wissenschaftskommunikation zu stärken und den Hochschulen entsprechende Anreize zu ermöglichen.

6. Stärkung der Ausbildung und Bildung im Bereich der Prävention In vielen Professionsfeldern, z.B. im Rahmen der Lehramtsausbildung, der sozialen Arbeit, wie auch in Gesundheit, Medizin oder Verwaltung, spielt der Umgang mit gesellschaftlichen Konflikt- und Gewaltphänomenen im Rahmen der Ausbildung bisher kaum eine Rolle. Lehrund Ausbildungspläne sollten die Auseinandersetzung und den Umgang mit gesellschaftlichen Gewaltphänomenen frühzeitig und nachhaltig aufgreifen, um einen professionellen Umgang damit vermitteln.

7. Wissenschaftliche Aufarbeitung von hassbasierter Gewalt – auch der Angriffe auf Wissenschaft Es ist dringend geraten, die Angriffe auf Menschen, die ideologisch motivierte Gewalt erleben, systematisch zu analysieren und Opfern eine Aufarbeitung und Nachsorge anzubieten. Wir benötigen eine unabhängige wissenschaftliche Begleitung der Aufarbeitung vorurteilsbasierter Hasstaten. Wir raten ebenso zu einem Förderprogramm zur Analyse der Hintergründe und zum Schutz von Angriffen auf die Wissenschaft. Forschende im Bereich der 3 Friedens-, Konflikt- und Gewaltforschung werden seit Jahren angegriffen. Wissen dazu liegt nicht systematisch vor, es braucht mehr evidenzbasierter Schutz- und Präventionsansätze.

8. Bericht zu Wissenschaftsschutz und -freiheit Forschende geraten im Rahmen der Sicherheitsforschung in den Fokus von Sicherheitsbehörden und sind gefragt, wissenschaftliche Daten für Ermittlungszwecke freizugeben. Dies schränkt die Forschungsfreiheit ein. Wir fordern, einen Bericht über den Stand der Wissenschaftsfreiheit in Deutschland zu erstellen und eine Kommission zur Erarbeitung möglicher Maßnahmen einzusetzen. Wir schlagen langfristig die Einrichtung einer Monitoringstelle vor.

9. Zusammenhalt und Demokratie stärken durch die transparente und inklusive Gestaltung politischer Prozesse unter Beteiligung von Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Die gesellschaftliche Beteiligung an politischen Beratungs- und Entscheidungsprozessen stärkt demokratisches Handeln und Zusammenhalt. Neben der Rückkehr zu parlamentarischen Aushandlungsprozessen in Krisen sollten politische Beratungs- und Entscheidungsprozesse zukünftig stärker durch transparente, öffentlich sichtbare Steuerungsgruppen begleitet werden, in die Wissenschaft und Zivilgesellschaft eingebunden sind. Die Konflikt- und Gewaltforschung kann zusammen mit der Demokratieforschung zentrale Beiträge zur Prozessbegleitung leisten."

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