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Regina Scharton
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Geldscheine und Münzen liegen auf dem Tisch

Cash Stuffing - der Trend bei TikTok

Geldscheine und Münzen liegen auf dem Tisch

4. April 2023

  • Cash Stuffing trendet bei TikTok und bringt junge Menschen dazu, ihr Geld in unterschiedliche Umschlägen zu verteilen.
  • Influencer und Influencerinnen verdienen Geld, indem sie zeigen, wie sparen funktioniert.
  • Experten sehen Cash Stuffing mit gemischten Gefühlen: Es hilft zwar mit Geld umgehen zu lernen, aber das Aufbewahren größerer Bargeldmengen zuhause könnte gefährlich sein.

Hallo zusammen, Ich habe genau 1.090 Euro zu verstuffen. Für eine bessere Übersicht sortieren wir das Geld in diesen Ständer ein. Dann nehme ich meinen Budgetplaner zur Hilfe. (…) Und dann fangen wir direkt mit meinen Variablen an. In die Kategorie Drogerie kommen wie immer 20 Euro rein. In die Kategorie Beauty kommen für diesen Monat 150 Euro…“
@lizasbudget zu ihrem monatlichen Cash Stuffing, 1,2 Millionen mal wurde allein dieser Clip angeschaut

Was ist Cash Stuffing?

„Bargeld stopfen“ lautet die wörtliche Übersetzung von Cash-Stuffing, das Verfahren ist auch als "Umschlagmethode" bekannt. Bei dem durch TikTok ausgelösten Trend stopfen junge Leute ihr Bargeld in Umschläge, Klarsichthüllen etc.. Diese sind beschrieben mit Kategorien wie "Freizeit", "Beauty", "Auto" oder "Bank" und werden anschließend in einem Ringbuchordner oder anderen, häufig liebevoll gestalteten, Budgetplanern einsortiert. Bevor die Geldscheine allerdings in die Umschläge wandern, müssen Cash Stuffer erst einmal Kassensturz machen. Dabei wird ganz klassisch empfohlen, die Einnahmen mit den monatlichen Fixkosten wie z.B. Miete, Nebenkosten, Abos sowie auch Sparrücklagen zu verrechnen, um das monatliche Budget zu ermitteln. Das kann dann zu Beginn jedes Monats verteilt werden.

Finanzen: Vom Tabuthema zum Trend in Social Media

Auf TikTok und Instagram kursieren zahllose Videos zum Cash Stuffing. Sie verzeichnen zum Teil Klickzahlen von mehreren hundertausend bis zu einer Million und mehr. Insgesamt hat der Hashtag „Cashstuffing“ schon weit über 800 Millionen Aufrufe erzielt. Beschrieben werden zum einen die einzelnen Phasen des Cash-Stuffings - beginnend vom Kassensturz, über die Budgetplanung, die Einteilung der Kategorien bis hin zum in Szene setzen des Geld-Stopfens in die Umschläge. Und natürlich darf auch der gefilmte Kassensturz nicht fehlen. Zum anderen finden sich aber auch Bastelanleitungen für die Kategorie-Karten oder den Budgetplaner. Dabei gehen die Clip-Creator ganz offen mit dem vermeintlichen Tabuthema Finanzen um – ohne Scheu zeigen sie ihre persönlichen Einnahmen und Ausgaben. Für viele Influencerinnen und Influencer sind die Spartipps auch ein einträgliches Geschäft. Sie verdienen sowohl mit den Spartipps als auch mit Utensilien fürs Cash Stuffing.

Inflation ist eine große Angst der jungen Generation

Der Hintergrund dieses trendenden Alltags-Hack: Junge Leute wollen in den aktuell angespannten finanziellen Zeiten einen konkreteren Überblick über ihre Finanzen haben. Laut der aktuellen Trendstudie „Jugend in Deutschland“ ist die Inflation die mit Abstand größte Angst der jungen Generation mit 71% (64% Krieg in Europa, 55% Klimawandel). Auf der Website emotion.de werden die Vorteile des Cash Stuffings entsprechend angepriesen: „Was du davon hast? Mehr Übersicht über deine Finanzen. Ein Gefühl für dein Geld, denn du hältst es in der Hand – bevor du es ausgibst oder wenn es am Monatsende noch da ist. Du kannst deine Ersparnisse am Monatsende mit Händen greifen und entscheiden, wohin sie wandern.“ Der TikTok-Experte Adil Sbai führt einen weiteren Grund auf, warum Cash Stuffing seit Wochen so trendet. Es sei ein Beleg für einen Umschwung bei TikTok generell – die Nutzer wünschen mehr bildende und weiterführende Inhalte als nur Unterhaltendes.

Hilft Cash Stuffing wirklich?

Grundsätzlich ist Cash Stuffing die gleiche Methode wie früher das Budgetieren und das Führen eines Haushaltsbuches. Die (jungen) Verbraucherinnen und Verbraucher wollen einen Überblick über ihre Finanzen, um zum Beispiel auch Möglichkeiten des Sparens einschätzen zu können. Katharina Lawrence von der Verbraucherzentrale Hessen befürwortet den Umgang mit Bargeld als Alternative zur Karte: „Sie haben dann mehr Hemmungen, das erzeugt einen richtigen Schmerz.“ Cash Stufferin Anna bestätigt auf zeit.de: „Ich habe den Umgang mit meinem Geld neu gelernt. Früher war ich mit meinem Freund dreimal in der Woche im Supermarkt, wir haben oft planlos eingekauft.“ Diese Zeiten sind dank Cash Stuffing vorbei: Jetzt wird nur noch einmal wöchentlich mit Plan eingekauft und Anna konnte auf diesem Weg nach eigenen Angaben viele hundert Euro einsparen.

 


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