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Marlene Sokoll
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Film [Thriller, Drama]

I'm Thinking of Ending Things

Streaming-Tipp - Szene aus "I'm thinking of ending things"

Netflix
Thriller, Drama, Experimentell

I’m Thinking of Ending Things - Ein Film, von dem ich immer vergesse, dass ich ihn gesehen habe, bis irgendwo ein Bild oder der Titel auftaucht und er mir wie ein rotes Warnsignal zurück ins Gedächtnis springt: “Ach ja. Oh Gott.”

Hinter der Netflix-Produktion steht Charlie Kaufman, ein Regisseur, den ich vor allem mit einem meiner Lieblingsfilme in Verbindung bringe: Vergiss mein nicht (og. Eternal Sunshine of the Spotless Mind, Jim Carrey, Kate Winslet). Kaufman ist vor allem für seine lebensnahen, intensiven Dialoge bekannt, für schmerzhafte Wahrheiten über das Leben und skurril anmutendes, beinahe wirres Storytelling - und bei I’m thinking of Ending Things ist vor allem letzteres spürbar.

Streaming-Tipp - Szene aus "I'm thinking of ending things"

Thriller, Philosophie, Expressionismus - all das in Einem? 

Jedes Wort, das sich mit der tatsächlichen Handlung des Films beschäftigt, wäre wohl schon ein Spoiler, deswegen sei hier nur soviel gesagt: wir folgen einer jungen Frau (Jessie Buckley) und ihrem Freund (Jesse Plemons) bei einem Besuch bei ihren Schwiegereltern (Toni Collete, David Thewlis). Und das ist eigentlich schon alles, was sich von der Handlung wirklich erklären lässt: von einer gruseligen, nervenzerreißenden Atmosphäre wandelt der Film sich immer mehr zu einer verwirrenden Achterbahnfahrt aus Metaphern, wirren Impressionen und immer seltsameren Bildern. Im Internet kursieren so viele Meinungen wie Interpretationen über das, was sich während und nach dem Besuch abspielt: eine eindeutige Antwort gibt der Film uns jedoch nicht. Stattdessen lässt er einen mehr als eindeutig mit der Frage zurück, ob man vielleicht einfach selbst das Problem ist: "...bin ich vielleicht einfach zu blöd, um das hier zu verstehen?"

Eine “düstere Mischung aus Bedauern, Sehnsucht und Verletzlichkeit des menschlichen Geistes” will Kaufman erzählen - doch das gelingt leider nur in Teilen. Auch wenn man immer wieder von der skurrilen Szenerie eingefangen wird, so fällt es am Ende doch schwer, zwischen all den Metaphern und Gleichnissen den wirklichen Sinn der Story zu ziehen: und vielleicht ist das ja auch schon wieder eine Metapher über das Leben.

Streaming-Tipp - Szene aus "I'm thinking of ending things"

Wer Lust auf eine wirklich abgefahrene, intensive Film-Erfahrung hat, und wer kein Problem damit hat, am Ende ein wenig ratlos auf dem Sofa zurück gelassen zu werden, der wird mit I’m Thinking of Ending Things sicherlich keinen schlechten Abend haben.

Fazit: 3/5 Tulsey Town Eiscreme-Becher. Zwischenzeitlich beinahe hypnotisch skurril - vielleicht am Ende des Tages einfach ein bisschen zu viel gewollt.


Unsere Serien- und Film-Expertin

Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)

Hannah Schürkamp sitzt auf einem Sofa und schaut zur Seite
Foto: Sebastian Schütte

Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.

Über Anregungen und Kommentare freue ich mich!