Citadel

Amazon Prime Video
Eine Staffel, 6 Folgen
Action, Thriller

Die Russo-Brüder scheinen ein neues Hobby zu haben: es ist Geld. Nach dem teuersten Netflix-Film aller Zeiten schieben sie dieses Jahr die zweitteuerste Streaming-Serie aller Zeiten nach. Explodierende Züge, wilde Verfolgunsjagden und jede Menge bedeutungsschwangere Dialoge - warum Citadel auf Amazon Prime beweist, dass ein Budget leider nicht alles ist, das lest ihr in unserem Streaming-Tipp.

"B-Ware: die Serie"? 

Wer die knapp 300 Millionen Dollar Budget im Hinterkopf hat, der wird angesichts des Citadel-Cast erst einmal die Stirn runzeln: Priyanka Wer? Richard Who? Die beiden Leads des neuen Amazon-Champions fristen ihr Dasein auf den hinteren Hollywood-Rängen. Sie: womöglich bekannt für Filme wie Baywatch oder Matrix Resurrections, aber nicht für ihre tiefgreifenden Rollen. Er: Teil von diversen Top-Produktionen wie Game of Thrones oder den Marvel-Filmen, und trotzdem bleibt sein Name nie so richtig hängen. Zusammen bilden sie das neue Taumpaar der Spionage-Branche, oder auch das, was von Citadel übrig geblieben ist. Denn außer Nadia und Mason, zwei Agenten ohne Erinnerung, ist nicht mehr viel übrig geblieben von der ehemaligen Geheimorganisation. Das Paar muss also nicht nur herausfinden, weswegen ihre Einheit zugrunde gegangen ist, sondern auch noch ihre Beziehung kitten. Gar nicht so einfach, wenn jegliche Erinnerung an die gemeinsame Zeit fehlt. Ein Netzwerk aus Lügen und Intrigen hat sich um die zerschlagene Organisation gesponnen, durch das sich die beiden nun Folge für Folge kämpfen müssen - und das bedeutet atemberaubende Kulissen, halsbrecherische Verfolgungen und brutale Kampfchoreographien. 300 Millionen Dollar haben ihre Spuren hinterlassen: hier knallt ein Effekt lauter als der andere.

Dialoge aus der Mottenkiste

Neben allen Effekten und der Action gibt es natürlich auch ruhigere Momente und in denen kann man die Schwäche von Citadel leider kaum mehr ignorieren. Wie das Einmaleins der Dialogführung oder auch ein Gespräch mit ChatGPT - so fühlt sich die Serie in etwa an. Die Russo-Brüder, die zuletzt für den großen Erfolg der Avengers-Filme bekannt wurden, haben zwar ihr Know How für Action mitgebracht, irgendwo auf dem Weg aber leider vergessen, wie man anregende Geschichten schreibt. Wenn man die zahlreichen Logiklücken mit Charaktertiefe füllen könnte, würde wohl noch etwas halbwegs akzeptables dabei herauskommen - aber leider zündet die Chemie zwischen Priyanka Chopra Jonas und Richard Madden in etwa so stark wie eine Energiesparlampe von 2007. Das liegt nicht an der schauspielerischen Leistung, die sich irgendwo im soliden Mittelfeld bewegt, sondern viel mehr daran, dass dem Skript in den ersten Folgen jeglicher Tiefgang fehlt...

Ein klares Nein?

Nun, drei Folgen hat Citadel noch, um den ersten Eindruck auszubessern, aber das ganz große Kino erwartet uns hier wohl nicht... Wer Lust hat, sich anzusehen, welche Effekte man aus einem Haufen Geld zaubern kann, der wird hier wohl einen unterhaltsamen Abend haben. Amazon scheint jedenfalls große Stücke auf seinen Newcomer zu halten, denn eine Fortsetzung steht schon in den Startlöchern.

Fazit: Eingeschränkte Binge-Empfehlung. Abseits von bombastischen Effekten zündet hier leider nicht viel.