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Patrick Rickert
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Film [Drama, wahre Geschichte, Natur]

Wildcat

Junger Mann und Ozelot sehen sich in die Augen

Amazon Prime Video
Drama, wahre Geschichte, Natur 

“Wir sind beide wilde Kreaturen, Du und Ich.” 

Ein junger Ozelot durchstreift den düsteren Regenwald. Er ist noch jung, sein Gang unsicher, doch seine Pfoten tragen ihn gekonnt über den weichen Waldboden. An seiner Seite läuft Harry Turners, ein junger Mann, dessen großflächige Tattoos ihn gleichsam den Musterungen eines Ozelots kleiden. Und das ist nicht die einzige Verbindung des Veteranen zu den scheuen Raubkatzen. Was auf den ersten Blick wie eine kurzweilige Naturdoku über die Arbeit in einem Dschungel-Reservat aussieht, entpuppt sich beim Schauen als erschütterndes Porträt zweier junger Menschen, die am Ende des Tages vor allem damit kämpfen, sich selbst zu retten.

 

Eine junge Frau interagiert im Dschungel mit einem Ozelot, der am Boden liegt.
© 2022 Amazon.com, Inc. or its affiliates.

Was sucht man im Regenwald?

Harry und Sam sind zwei junge Erwachsene, die aus völlig unterschiedlichen Gründen im peruanischen Regenwald für die Erhaltung der Flora und Fauna kämpfen. Während Sam an ihrem Doktortitel arbeitet und danach strebt, ein nachhaltiges Reservat aufzubauen, flieht Harry vor seinen Erlebnissen als Soldat in Afghanistan und kämpft ständig mit depressiven Schüben und posttraumatischem Stress. Die beiden klingen wie fiktionale Charaktere, tatsächlich sind sie jedoch reale Menschen, die in Peru gemeinsam arbeiten. Als Freunde, Partner und auch Eltern zweier Ozelot-Welpen durchleben sie in dieser Dokumentation einige Höhen und Tiefen, die meist mit Harrys psychischen Problemen zusammenhängen. Für ihn ist die Arbeit mit den Tieren mehr als nur eine Aufgabe: auf seinem Weg wird ihr Wohlbefinden zu seiner Obsession.


“Das ist das wichtigste, was ich jemals getan habe” 

Wildcat sollte man nicht unterschätzen. Bereits zu Beginn gibt es eine Trigger-Warnung, und die sollten sich Zuschauer zu Herzen nehmen. Je länger man Harry und seiner Beziehung zu den Wildkatzen zusieht, desto klarer wird, worum es in dem dokumentarischen Drama eigentlich geht: Es handelt sich um das Thema Depressionen, die den jungen Mann immer wieder einholen. Nicht nur die Beziehung zu seiner Familie, die ihn in einer herzerwärmenden Sequenz auch besuchen kommt, auch die Freundschaft zu seiner Partnerin und die Umgang mit den Wildkatzen werden immer wieder zur Herausforderung. Dabei ist der Film nicht düster, immer wieder begleiten uns wunderschöne Bilder, hoffnungsvolle Szenen und vor allem die wahnsinnig ehrliche Beziehung, die Harry zu seinen Schützlingen aufbaut. Wer ein entspanntes Nachmittagsprogramm sucht, der sollte weiterklicken. Doch der Film schafft es, seine psychische Erkrankung so eindringlich und echt auf die Leinwand zu bringen, dass mit Sicherheit kein Auge trocken bleibt. Wildcat ist berührend, echt, sensibel erzählt und herzzerreißend ehrlich. Viel mehr als eine Wildkatzendoku - und gleichzeitig genau das. Nichts für schwache Nerven, aber ein echter Geheimtipp. Auf Amazon Prime gibt es ihn mit deutschen Untertiteln zu sehen. Es lohnt sich!

Fazit:  4/5 Ozelot-Jagdstunden. Eine berührende Geschichte über Wildkatzen, Selbstfindung und zwischenmenschliche Abgründe.


Unsere Serien- und Film-Expertin

Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)

Hannah Schürkamp sitzt auf einem Sofa und schaut zur Seite
Foto: Sebastian Schütte

Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.

Über Anregungen und Kommentare freue ich mich!