Netflix
Thriller, Mystery, Drama
Netflix versorgt seine Abonnenten längst nicht mehr nur mit fremdproduziert und eingekauften Filmen und Serien. Immer wieder versuchen sich die eigenen Studios des Hauses an innovativen und inspirierten Projekten - gleichzeitig werden aber auch Stimmen laut, die dem Streaming-Dienst Massenproduktion und Ideenlosigkeit vorwerfen. Vielleicht ist Der Spinnenkopf das perfekte Werk in der Mitte beider Wahrheiten - und sagt dabei mehr über den Streaming-Dienst selbst aus, als über die Inhalte der Handlung.
Eine Drogen-Versuchsanstalt im offenen Meer...
...hier spielt der Thriller und zeigt uns eine Alternative zur klassischen Strafanstalt. Hauptprotagonist Jeff (Miles Teller) hat sich für einen Aufenthalt in dieser "der Spinnenkopf" genannten Einrichtung entschieden, anstatt seine Strafe normal im Gefängnis abzusitzen. Auf den ersten Blick wirkt der stylische Komplex samt Cafeteria und Freizeitangebot wie ein ziemlich guter Deal - wäre da nicht die Bedingung, dass allen Insassen unter wissenschaftlicher Beobachtung regelmäßig bewusstseinserweiternde Drogen injiziert werden. Darunter sind sowohl Stimmungsaufheller, als auch das bedrohlich schwarze Dunkelfluxx, das die schlimmsten Ängste und Erlebnisse zurück in die Gegenwart holt. Verantwortlich für die Durchführung dieser Experimente ist der dynamische Jungunternehmer Steve Abnesti, gespielt von Chris Hemsworth. Sein breites Grinsen und zuversichtliches Auftreten entpuppt sich bald als Maske: denn hinter seinen Experimenten stehen natürlich noch einmal ganz eigene Intentionen.
Da steckt nicht viel neues drin
Die Idee und das Muster des Films reißen wohl keinen vom Hocker: immerhin verrät der Trailer schon viel von dem, wohin sich das Experiment entwickeln soll. Zugucken macht trotzdem Spaß - immerhin wird die Handlung von einem fantastischen Soundtrack untermalt, der größtenteis aus den 80ern stammt. Chris Hemsworth spielt seine Rolle voller Elan und kreiert eine schöne Chemie mit Co-Star Miles Teller. Es ist spannend, die Experiment-Szenen zu verfolgen, aber auch nichts wahnsinnig neues. Man spürt, dass die Vorlage für den Film nur eine Kurzgeschichte war, und kein ganzer Roman. Was besonders negativ auffällt, sind außerdem die humoristischen Szenen, die meist wahnsinnig fehl am Platz wirken. Es wirkt, als hätte man sich nicht getraut, all in zu gehen: immer wieder kommen kleine Witze, Ironie oder Szenen, die die Ernsthaftigkeit der Thematik untergraben. Vor allem gegen Ende verliert die Handlung dann einen Großteil seiner Glaubwürdigkeit, und das führt dazu, dass man am Ende mit gemischten Gefühlen aus dem Film herausgeht.
Klassische Probleme?
Man könnte meinen, dass es sich hier um ein typisches Netflix-Problem handelt. Eine grundlegend interessante Idee, ein großer Haufen Budget für coole Kulissen und berühmte Schauspieler. Wo es dann mangelt, ist schlussendlich die kreative Vision: wirkliche Leidenschaft für die Story ist kaum spürbar. Das Ganze wirkt eher wie ein Prototyp von einem guten Film, ein Gerüst, oder auch ein Skelett: doch es fehlt an Fleisch und Blut, an echten Emotionen und dem kleinen Kick, der den Film dann einzigartig macht. Und trotzdem: Zeitverschwendung ist Der Spinnenkopf nicht.
Fazit: 2.5/5 Drogen-Bingos. Der Spinnenkopf ist eine ambitionierte Geschichte, die dann leider an typischen Netflix-Problemen krankt.
Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)
Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.